16.09.2003
Zuckerfabrik wirkte als Besuchermagnet
OLDISLEBEN (bau). Zum Tag des offenen Denkmals hatten sich am Sonntag bereits kurz vor Beginn der ersten Führung rund 60 Besucher in der Zuckerfabrik Oldisleben - erbaut im Jahr 1872 - eingefunden. Punkt 10 startete Horst Heinicke mit den Interessierten zu einer Führung, die zunächst durch einen Videofilm zur "Letzten Kampagne" eingeleitet wurde. Ebenfalls für interessierte Gäste standen mit viel Fachwissen Udo Heilemann und Monika Töppe parat.
Seit 1989 steht der Zuckerfabrikkomplex, der den Charme der Industrieanlagen des 19. Jahrhunderts noch immer versprüht. Die zuckertechnologische Ausrüstung sei einmalig auf der Welt, erklärte Horst Heinicke. Rund 600 Tonnen Rüben seien hier früher täglich verarbeitet worden, moderne Anlagen würden heute 12 500 bis 15 000 Tonnen mit weniger als 200 Arbeitskräften schaffen. Auch die Technologie habe sich natürlich sehr verbessert, wenngleich die Grundprinzipien der Verarbeitung gleich geblieben seien. Während des Rundgangs durch die Fabrik erläuterte Horst Heinicke den langen und recht komplizierten Weg von der Rübe bis zum Weißzucker. Beginnend am Vorratskeller arbeitete er sich mit dem neugierigen Publikum, unter das sich auch Bretlebens Bürgermeister Klaus Krahmer gemischt hatte, über die Trommelwaschmaschine zur großen Dampfmaschine bis zum Belgischen Doppel-Konus-Kalkofen aus dem Jahr 1889 durch. Auch Auslaugbehälter sowie Filterstation wurden angesteuert. Von Kalkmilch, Dünn- und Dicksaft, Melasse und Kristallisierung sowie zentrifugaler Trennung war da in den fast zwei Stunden fachkundig die Rede. Laut Horst Heinicke wurden in der Regel zwölf bis 13 Prozent des rund 16-prozentigen Zuckergehalts der DDR-Rüben in den Sack gebracht. Besonders verwies Heinicke auf den alten Aufzug mit (Wasser-) Masseausgleich, mit dem Koks und Kalk transportiert wurden. Am Ende hatten die Interessierten einen faszinierenden Einblick in die Technik vergangener Tage erhalten, der eine oder andere hat vielleicht Lust bekommen, sich im kommenden Jahr ein weiteres Technisches Denkmal anzusehen, wo "Rost konserviert" wird, wie Heinicke angesichts der denkmalpflegerischen Auflagen schmunzelnd meinte.
16.09.2003
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