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12.04.2003
Sommer am Kyffhäuser diesmal ohne Bodenbild
Das Bodenbild im Jahr 2001 war ein Knüller. Tausende pilgerten auf den Kyffhäuser, nur um den riesigen Raub der Europa im Feld zu sehen. Das Bodenbild 2002 war ein Desaster. Pegasus in rotem Klatschmohn ging nie richtig auf, der Rest irgendwie total unter. Das Bodenbild 2003? Aller Voraussicht nach wird es keines geben.
Von Grit POMMER "In diesem Jahr hat der Landwirt Raps ausgesät. Der wird erst im August geerntet - zu spät für ein neues Bodenbild", sagt Harald Knischka. Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Kyffhäuser, dem während der Kyffhäuser Sommertage im Juli 2001 mit dem Kunstprojekt ein Publikumsmagnet in den Schoß fiel, denkt gar nicht gern an die Zweitauflage im vergangenen Jahr zurück. Nach dem Klatschmohn-Debakel hatte es jede Menge Ärger gegeben. Knischka zahlte seinem Vertragspartner in Sachen Bodenbild, dem Weimarer Künstler Heinzz Flottran, nur 75 Prozent des vereinbarten Honorars aus. Der habe dann dem Landwirt Jürgen Niederhäuser, der die große Kunst zu Füßen des Kyffhäusers in sein Feld geackert hatte, nicht mal Maschinenstunden und Saatgut bezahlt, so Knischka. Was beim Landwirt für überaus verständliche Verstimmung sorgte. Flottran selbst indes habe auf alles Nachfragen nach einer eventuellen weiteren Zusammenarbeit überhaupt nicht mehr reagiert.
"Das kann ich gut verstehen", meint Jürgen Niederhäuser im Gespräch mit TA. Flottran habe ihm Briefe gezeigt, in denen der Verband sich deutlich im Ton vergriffen habe. Im Übrigen habe er von dem Künstler durchaus Geld bekommen, aber nur 1100 statt der vereinbarten 2500 Euro. "Das war alles zum Selbstkostenpreis kalkuliert", so Niederhäuser. Weshalb er jetzt auf 1400 Euro Miesen sitze und sich ansonsten jedes Mal ärgere, wenn er beim Ackern über die tiefen Pegasus-Furchen rumpele. "Trotzdem würde ich auch in diesem Jahr wieder mitmachen", erklärte der Landwirt gegenüber dieser Zeitung. Voraussetzung sei aber, dass er seinen Verlust vom Vorjahr ersetzt bekomme - oder alles über Vorkasse laufe. In einem Gespräch mit Herbert Knischka habe er sogar angeboten, das Feld still zu legen. Die Förderprämie würde seinen Verdienstausfall decken, während man unabhängig vom Erntezeitpunkt wäre. Dem Tourismusverband sei es nämlich immer wichtig, das Bodenbild in den Rahmen der Kyffhäuser-Sommertage im Juli zu stellen - wegen der Fördermittel.
Doch wie ein Kunstwerk schaffen ohne den Künstler? Herbert Knischka hat schon Ersatz gefunden. Er will nun den Münchener Heinrich Bunzel gewinnen, der mit seiner Firma "artfield" ganz raffinierte, natürlich wachsende Werbebilder in die Einflugschneisen von Flughäfen zaubert. Allerdings: Der neue Partner will, wenn er denn überhaupt seine Mitarbeit zusagt, gleich einen Vertrag für drei bis vier Jahre. So lange müsste man Jürgen Niederhäusers Feld anmieten - für mehr als 8000 Euro im Jahr. Das Bild selbst wäre dann laut "artfield"-Website ab 50 000 Euro zu haben. Alles in allem ein Vielfaches der Mittel, die bisher für das Bodenbild zur Verfügung standen. Doch Herbert Knischka will nun, wie er TA versicherte, alles daran setzen, die nötigen Sponsoren und Fördermittel aufzutreiben.
12.04.2003
Copyright: Thüringer Allgemeine
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