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Presseberichte


17.01.2003

Im Windschatten

Klaus Schmölling

Es wird ernst. Am 6. Februar läuft der erste Film über Artern im mdr. In der nächsten Woche beginnen die Dreharbeiten. Die Spannung ist groß. Wer macht mit? Was bringt es den Menschen? Die Firma endemol kam nach Artern, um mit ihrer Serie Investoren und Arbeit in die Stadt zu bringen. Längst weiß sie, dass sie in Artern Lebensläufe findet, die für das Fernsehen Goldadern sind.

Klaus Schmölling sitzt auf seinem Stammplatz im Passagencafé. Zum blau-weißen Hemd trägt er eine dunkle Krawatte. Er liest, schreibt und winkt aus dem Fenster, wenn draußen jemand grüßt. Er winkt oft. Der Mann ist stadtbekannt. Er kennt die Kyffhäuser Geschichte bis ins Detail, leitet den Verein für Heimatkunde, gibt die Bände "Aratora" heraus, die in allen deutschen Universitätsbibliotheken zu finden sind, aber auch nach London und Amerika gehen. Bis zur Pensionierung 1993 arbeitete er als Industriekaufmann in der Kyffhäuser Hütte, zuständig für den Einkauf von Material.

Klaus Schmölling, 67, braucht das Fernsehen nicht. Daheim das Gerät ist siebzehn Jahre alt. Er braucht auch endemol nicht. Mein Leben ist bislang ausgefüllt genug. Als endemol in die Stadt kam, fragte ich die Leute: Seid ihr nicht der Verein, der Menschen in Käfige sperrt? Ich hatte meine Vorbehalte. Dann aber merkte ich, die Leute sind ganz interessant.

Mitten in der Stadt wurde Klaus Schmölling entdeckt. Er vermutet aber, die Zugereisten von endemol bekamen sachdienliche Hinweise: "Es war ein Freitag. Ich schob mein Fahrrad mit fünf Beuteln voller Einkäufe und obendrauf einem Achterpack Toilettenpapier, als man mich ansprach. "

Die Dinge entwickelten sich. Man kam miteinander zurecht. Für den Demonstrationsfilm drehte endemol in Schmöllings Wohnung: "Sie fragten, ob sie etwas umräumen dürften. Ich schlug die Hände über den Kopf, ich musste an meine verstorbene Frau denken. Wenn sie das sähe . . ."

Der Film offenbart eine erstaunliche Kamerapräsenz, ein bislang unerkanntes Talent, das der Mann mit den lebhaften blau-grauen Augen hat.

Sicher kommt er im ersten öffentlichen Film unter dem Arbeitstitel "Stadt der Träume" vor. Aber niemand weiß, ob es zwei, drei Minuten sein werden oder nur 15 Sekunden. Klaus Schmölling ist das auch ganz egal: "Es geht doch nicht um mich, es geht um unsere Stadt. Vielleicht kann ich bei dem ganzen Rummel den Bürgermeister etwas entlasten."

Jörg Neubauer ist Schwimmmeister. Er kennt beinahe jede Familie und jeder kennt ihn, weil er Schwimmunterricht gibt. Außerdem war Jörg Neubauer, 46, Ringer, dieser Sport hat in Artern Tradition schon seit 1900, dann Trainer. Er ringt noch bei den Alten Herren, geht zur Jagd.

In schwarzer Lederhose und warmer Fleecejacke kommt er im Januar in das Schwimmbad, um nach dem Rechten zu sehen. Sein Filmauftritt ist ebenso ungewiss und hat offenbar wenig mit der großen Klappe zu tun, die er sich selber zuschreibt. Er nennt die Dinge ohne Umschweife beim Namen, auch wenn er mit seiner Tochter Anne über die Zukunft spricht, darüber, ob sie weg gehen oder in Artern bleiben soll. Er verstellt sich vor der Kamera nicht, das macht ihn im Film stark, zumal in einer Situation, die viele Menschen auch außerhalb von Artern betrifft.

Manchmal fragt jemand: Jörg, gibst du Autogramme? Dann lacht er. Mancher vermutet, Familie Neubauer kann nun bald im Geld baden. Das registriert er mit Unmut: "Wir bekommen keinen Cent. Ich mache da nicht mit, weil ich Geld verdienen will. Und ich will auch kein Held werden und keinen Nummer-eins-Hit landen. Ich will etwas für meine Heimatstadt tun. Ich bin in Artern geboren und sehe doch, was los ist. Blühende Landschaften waren versprochen, wilde Blumen wachsen in der Brauerei."

Jörg Neubauer kokettiert. Jüngere, schönere Menschen als er sollen vor die Kamera. Ernst meint er, dass er die Sache mit anschieben will: "Wenn dadurch zwanzig Leute in Arbeit und Brot kommen, haben wir doch schon was geschafft."

Auf die Frage, wie nahe er die Kamera an sich heran lässt, sagt Jörg Neubauer kurz angebunden: "Ich mache die Klotür zu." Der Mann mit Entschlusskraft machte auch den vielen Interview-Terminen ein Ende, die seine Tochter erreichten: "Anne steht im Abitur. "

Klaus Schmölling und Jörg Neubauer sind grundverschieden. Allein ihre Biografien füllen hunderte Filmmeter. Es scheint ein Kinderspiel, daraus Fernsehware zu machen, was es natürlich nicht ist. Die Firma endemol spricht von etwa acht Personen, die in interessanten Situationen gezeigt werden.

Endemol hat keinen Zauberhut dabei, aus dem neue Firmen und Arbeitsplätze heraus springen. Aber die Produktionsfirma kommt mit der Vision: Wir machen Artern so bekannt, dass sich Investoren interessieren.

Das verpflichtet und verbindet. Einmal verkündet, braucht endemol nun Artern für den Fernseherfolg, Artern setzt auf endemol. Ein kleines Zeichen gibt es bereits. Die Firma StandortPool aus Bayern, Vermarkter von Gewerbeflächen, bot sich in Artern vor geraumer Zeit an, war aber zu teuer. Jetzt soll sie wieder kommen und kostet die Stadt nichts. Sie tut es wegen der Werbung im Windschatten von endemol.

Mitunter sieht man die Dinge aus der Ferne schärfer. Aus Allschwil in der Schweiz riet Prof. Dr. med. Manfred Elke, der für "Aratora" schreibt, dem Freund Klaus Schmölling: Macht das. Ihr könnt euch eure Unterstützer nicht aussuchen.

Der erste Film läuft am 6. Februar um 19.50 Uhr im mdr.

Von Ute RANG

17.01.2003

Copyright: Thüringer Allgemeine

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