31.07.2003
7000 Jahre alte Sonnenwarte bei Goseck entdeckt
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Ausgrabungen bei Goseck. (MZ-Foto: Lisker) |
Das "älteste Sonnenobservatorium Europas" ist nach Auskunft von Archäologen in der Nähe von Goseck bei Weißenfels ausgegraben worden. Die Kreisgraben-Anlage bekräftigt die Vermutung, dass die Region in der Bronzezeit ein Zentrum fortgeschrittener Himmelskunde war.
Dafür ist die im Ziegelrodaer Forst vor zwei Jahren entdeckte "Himmelsscheibe von Nebra" der bedeutendste Beleg. Zwischen den beiden Fundorten liegen kaum
25 Kilometer Entfernung. Allerdings ist die Scheibe nur etwa halb so alt wie das Observatorium.
Das Landesamt für Archäologie bestätigte , dass Fundobjekte, die ein Team unter François Bertemes, Professor für prähistorische Archäologie an der Universität Halle, untersucht hat, auf eine Entstehungszeit von etwa 5000 Jahren vor Christus schließen lassen. Den Anstoß für die Deutung als Stätte von Himmelsbeobachtungen gibt der Bochumer Astronom Wolfhard Schlosser, der auch mit Thesen zur Himmelsscheibe hervorgetreten ist. Auf Anfrage der MZ bezeichnete Schlosser den Gosecker Kreisgraben als das "älteste bekannte Beispiel für prähistorische Observatorien". Er zählt 70 solcher Anlagen in Mitteleuropa. Sie gipfeln im Bau des Steinkreises von Stonehenge um 2300 vor Christus. Auch dieser berühmten Anlage in England ging ein Kreisgraben voraus, dessen Entstehung von Altertumswissenschaftlern auf etwa 3000 vor Christus datiert wird.
Die Parallele zu den anderen bekannten Kreisgräben liegt in ihrer Unterbrechung durch Erdbrücken, mit denen eine Ausrichtung nach dem Sonnenstand zu markieren war. So konnte nach Sonnenauf- und -untergang der längste Tag des Jahres bestimmt werden. Auch am Fundort der "Sonnenscheibe", dem Mittelberg bei Nebra, wird ein solches Observatorium vermutet.
Die genaue Funktion der Gosecker Anlage in der Sonnwendbeobachtung wollen die Archäologen in der kommenden Woche direkt am Fundort erläutern.
von Günter Kowa
31.07.2003
Copyright: Mitteldeutsche
Zeitung
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