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Presseberichte


08.02.2003

Am Ende sind Arterner wohl wieder die Dummen

Doku-Soap heißt das neue Zauberwort bei den Quotenmachern im Fernsehen. Wahre Geschichten statt Fiktion, Betroffene statt Schauspieler, originale Spielorte statt künstliche Kulissen - das ist der Stoff, der das Publikum fesseln soll. Durchaus mit Erfolg. Denn die Geschichten, die der Alltag schreibt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Voyeurismus vom heimischen Fernsehsessel aus liegt im Trend und verkauft sich gut.
Diese Erfahrung hat auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) gemacht: Die Dreiländeranstalt entführte den Zuschauer in "Heißer Strand" an die Ostsee-Küste zum Campingurlaub. Und die Reihe "Auf der Walz" beschrieb das Leben von Handwerksgesellen bei der Wanderschaft.

Umso erstaunlicher dürfte für den MDR die Aufregung gewesen sein, die sich im Vorfeld des Sendestarts von "Artern - Stadt der Träume" entwickelt hatte. Das Vorhaben, die Menschen in einer von Arbeitslosigkeit über die Maßen gebeutelten Region mit all ihren Alltagssorgen und Zukunftsängsten abzubilden, brachte internationales Aufsehen. Von "Big Brother für Arme" war die Rede, von dem Vorwurf, hier werde mit der Not der Arterner Quote gemacht, sogar davon, arbeitslose Menschen würden dem Publikum wie Tiere im Zoo vorgeführt.

Zumindest der erste Serienteil hat diese Befürchtungen nicht bestätigt. Was da über den Bildschirm flimmerte, war so banal, dass nicht einmal im Ansatz Grund für moralische Bedenken gegeben sind: der Heimatforscher beim Stadtrundgang, die Altherren-Ringer beim Bier im Sportlerheim, der Besitzer eines Tattoo-Studios beim Plausch mit einem Kunden, die arbeitslose Verkäuferin beim Bewerbungsgespräch. Szenen mithin, die der Zuschauer auch im eigenen Alltag erlebt.

Aber vielleicht ist es gerade dieser Wiedererkennungseffekt, der dem MDR auch beim Start von "Artern - Stadt der Träume" eine gute Einschaltquote beschert hat. Der Zuschauer kann sich leicht in die Rolle des Darstellers hineinversetzen. Die Sorgen und Ängste, die formuliert werden, sind auch seine. Mehr Identität zwischen Produkt und Konsumenten kann Fernsehen nicht vermitteln.

Das ist keineswegs anrüchig. Jedenfalls was den Inhalt angeht. Fragwürdiger ist da schon die Methode, mit der Produzent Endemol die Arterner von dem Projekt zu überzeugen suchte. Da wurde die bundesweite Vermarktung des Standortes angekündigt. Verhandlungen mit kapitalstarken Investoren waren angeblich kurz vor dem Abschluss. Die touristische Infrastruktur, hieß es, sei gut beraten, sich auf Massen anreisender Serienfans einzurichten.

Von alldem ist in dem Provinzstädtchen kaum eine Spur. Und so liegt der Verdacht nahe, dass die Arterner - wieder einmal - die Dummen sind. Endemol hat seine Serienteile ohne großen Aufwand und damit mutmaßlich kostengünstig produziert. Der MDR freut sich über die Einschaltquote. Nur die Menschen in Artern, die hoffen weiter darauf, dass ihr Flehen nach einer besseren Zukunft endlich erhört wird.

VON Jörg Biallas

08.02.2003
Copyright: Mitteldeutsche Zeitung

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