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Presseberichte


14.11.2002

Arbeitslose in Artern sollen zu Soap-Stars werden

von Nicolette Otto

Die Menschen im nordthüringischen Artern beschäftigt derzeit vor allem eine Frage: Wann kommen die Fernsehkameras? In der Stadt will die Produktionsfirma Endemol Arbeitslose zu Soap-Stars machen. Das ganz normale Leben von Menschen zwischen Arbeitsamt, Küchentisch und Heimatverein soll zum Quotenknüller werden und so Firmen in die Region locken.

Innerhalb eines Jahres wollen die Fernsehmacher die Arbeitslosenquote von fast 22 Prozent deutlich reduzieren. Endemol macht damit einer gebeutelten Region Hoffnung auf ein Job-Wunder.

«Wir suchen jede Möglichkeit, auch wenn es ein Strohhalm ist», sagt Arterns Bürgermeister Wolfgang Koenen (PDS). In Zeiten knapper Haushaltskassen und hoher Arbeitslosigkeit ist das Angebot der Fernsehmacher verlockend. Eine 42-Jährige wäre sofort bereit, in der Doku-Soap mitzuwirken. «Wenn es irgendwie was bringt, schlimmer werden kann es eh nicht», meint die arbeitslose Frau. Das Projekt lässt aber auch Bedenken aufkommen.

Die von Endemol produzierte Container-Show «Big Brother» ist im Gedächtnis geblieben und sorgt bei den Nordthüringern für Misstrauen. «Wir wollen nicht auf die Schiene von "Big Brother" geschoben werden», betont Koenen. Was er in seiner Stadt auf keinen Fall dulden will, nennt er «Überwachungskisten». Wie viele Bürger in Artern macht sich auch der Bürgermeister Gedanken darum, welches Bild die Stadt im Fernsehen abgibt. «Nicht, dass es heißt, wie blöd sind die in Artern, dass sie das mit sich machen lassen», sagt er.

Manche Bürger haben Sorge um das ohnehin schon angekratzte Image ihrer 6800-Seelen-Stadt. «Ich weiß nicht, was da so interessant sein soll an mir», sagt ein 32-Jähriger im Warteraum des Arbeitsamtes. Sein Privatleben will er auf keinen Fall vor Fernsehkameras ausbreiten, um vielleicht an einen Job zu kommen.

«Es werden keine Kameras installiert und verschraubt», verspricht Endemol-Geschäftsführer Borris Brandt. Vielmehr sollen einige Familien im ganz normalen Alltag begleitet werden. «Wie "Lindenstraße", nur in echt.» Eine Doku-Soap, keine Show - das betont die Produktionsfirma. Denn für eine geplante Arbeitslosenshow war der Privatsender Neun Live im September scharf kritisiert worden - unter anderem vom damaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD), der das Showkonzept als «unmoralisch» bezeichnete.

Bei Neun Live sollten die Zuschauer bestimmen, wer aus einer Gruppe von Arbeitslosen einen ausgeschriebenen Job bekommt. Keine völlig neue Idee, denn in der argentinischen Fernsehshow «Recursos Humanos» (Menschliche Ressourcen) buhlen arbeitslose Menschen live um die Gunst der Zuschauer. Telefonisch stimmt das Publikum ab, wer einen Job bekommt. Von dieser Art Show distanzierte sich Endemol entschieden. «Es ist ganz ernstes Fernsehen, wir wollen uns Nullkommanull über Arbeitslose lustig machen», betont Brandt.

Traurige Berühmtheit erlangte die Region Ende der 90er Jahre mit einer Arbeitslosenquote von rund 33 Prozent. Damit machte sie wohl auch Fernsehproduzenten auf sich aufmerksam. «Dass hier noch mal 3000 Arbeitsplätze herkommen, das wäre ein Traum», sagt Koenen. Damit wäre seine Stadt aus dem Schneider. Nach der Wende seien allein 4000 Arbeitsplätze weggebrochen. Das 100 Jahre alte Traditionsunternehmen Barbarossa Brauerei - 1997 aufgegeben. Der Klinkerbau der ehemaligen Maschinenfabrik Kyffhäuserhütte - längst verwaist.

Derzeit verhandelt die Produktionsfirma mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) über einen möglichen Sendeplatz. Eine Entscheidung soll demnächst fallen, schließlich sollen die Dreharbeiten nach dem Willen von Endemol schon Mitte Dezember beginnen. Um sicher zu gehen, dass der Doku-Soap nicht schon nach einigen Wochen der Stoff ausgeht, führen die Fernsehmacher bereits Gespräche mit Firmen, die sich ansiedeln könnten. Auch Prominente sollen vorbeischauen, verspricht Brandt.

14.11.2002
Copyright: Mitteldeutsche Zeitung

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