21.07.2002
Reise ins Mittelalter mit dem alten Kaiser
Zweitägiges Schauspiel auf der Pfalz lockte Tausende Gäste an
Tilleda/MZ. Sogar das Wetter spielte im Stegreifspiel der Ritter mit: Denn während es sich am Samstag von seiner schönsten Seite zeigte, erschien der Kaiser Barbarossa am Sonntagvormittag höchstpersönlich nach Blitz und Donner auf der Pfalz. Denn nicht nur das Volk und die hier versammelte Ritterschaft waren mit seinem Sohn, dem regierenden König Heinrich, unzufrieden. Als er dann auch noch seinen Onkel, Konrad von Staufen der Ketzerei bezichtigen ließ, um ihn loszuwerden, war die Ankunft Kaiser Friedrichs II, Barbarossa, höchst erforderlich.
Der abschließende Ritterkampf zur Wiederherstellung der Ehre Konrads und die Vertreibung Heinrichs vom königlichen Thron waren die Höhepunkte eines zweitägigen Schauspiels, das allein am Samstag
Tausende Besucher anlockte.
Konsequent in mittelalterlicher Tracht präsentierten sich die Handwerker und Händler ebenso wie die fünf Rittervereine aus Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Da etwa stündlich bis in die Nachtstunden hinein immer neue Programmpunkte geboten wurden, hielt sich das Publikum den ganzen Tag auf dem Gelände der Pfalz auf. Die "Spieluten" des Königs, mittelalterliche Musikanten, kamen dabei mit ihrem Programm genauso gut an wie die Ritterkämpfe und die Erstürmung des Burgwalles der Pfalz oder die Gerichtsverhandlung.
Die Begeisterung für das Ritterfest war nicht nur auf Seiten der Organisatoren und Besucher. Tilledas Bürgermeister Manfred Tettenborn freute sich mit Matthias Ulrich von der Landes-Marketing-Gesellschaft über den Besucherandrang. "Wir sind demnach auf dem richtigen Weg", sagt er und stimmt mit der "Ritterschaft" überein. Deren Vertreter sind von der Kulisse und dem Ansturm der Gäste begeistert. "In diesem Jahr war das Rollenspiel zwischen den einzelnen Gruppen nur grob vorgegeben", sagt Gerhard Klein aus Hessen, der am Wochenende die Figur Herzog Heinrichs von Österreich darstellte. Seit 37 Jahren engagiert er sich in der Mittelalterszene. Für das Ritterfest in Tilleda sieht er zukünftig sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. "Wir wollen auf diesem historischen Boden gemeinsam etwas ganz Neues gestalten, weg von den Showeffekten. Es soll durch ein ausgefeiltes Rollenspiel der geschichtliche Bezug wieder hergestellt werden. Damit wird erreicht, dass historisch Interessierte mit echtem Wissen aus der Veranstaltung gehen." Wenn das in den nächsten fünf Jahren geschieht, kann man in Tilleda ein lebendiges Mittelalter des 12./13. Jahrhunderts erleben. Dann war das Heerlager der Stauffer am Wochenende nur der Anfang.
21.07.2002
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